Dermatochirurgie
Sebastian Reischle, Wien
Lichtschutzprävention
Was versteht man unter Lichtschutzprävention?
Welche Hauttypen gibt es?
Was bewirkt die Ultraviolett (UV)-Strahlung in der Haut?
Was versteht man unter dem Sonnenkapital?
Was versteht man unter Lichtalterung (Photoaging)?
Welche Vorsorgemaßnahmen sind empfehlenswert?
Wie wirken Lichtschutzmittel?
Was sind Lichtschutzfaktoren?
Was versteht man unter Lichtschutzprävention?
Unter Lichtschutzprävention versteht der Dermatologe den gezielten Einsatz von chemischen und/oder physikalischen Filtersystemen zum Aufbringen auf die Haut, die in der Lage sind UV-Strahlen in harmlose, wärmende, energiearme Infrarotstrahlen umzuwandeln und so die verschiedenen Zell-Linien der Haut vor Mutationen und anderen Schäden durch energiereiche elektromagnetische Strahlen zu bewahren. Der Einsatz der Filtersysteme hängt vom Hauttyp und der kumulativen Dosis ab. Es gibt verschieden hohe Lichtschutzfaktoren.
Welche Hauttypen gibt es?
Nach Fitzpatrick gibt es 6 Hauttypen eingeteilt nach der Reaktion auf UV-Strahlung und Eigenschutzzeit. Anhand dieser Einteilung lässt sich leicht eine gute Empfehlung für Lichtschutzmittel ableiten. Hauttyp 5 und 6 benötigen aufgrund ihrer habituellen Pigmentierung im Normalfall keinen oder kaum Sonnenschutz.
Hautyp 1 – der keltische Typ
- sehr helle Haut
- keine Bräunung
- bekommt ungeschützt in kürzester Zeit einen Sonnenbrand
- extrem empfindliche Haut
- Sommersprossen
- helle Augen
- rotblondes Haar
- Eigenschutzzeit der Haut: 5 bis 10 Minuten
Hauttyp 2 – der blonde Nordeuropäer
- helle Haut
- langsame Bräunung
- oft Sonnenbrand
- oft Sommersprossen
- empfindliche Haut
- helle Augen
- helles Haar
- Eigenschutzzeit der Haut: 10 bis 20 Minuten
Hauttyp 3 – der Mitteleuropäer
- mittelhelle Haut
- einfache und langsame Bräunung
- manchmal Sonnenbrand
- helle oder dunkle Augen
- braunes Haar
- Eigenschutzzeit der Haut: 20 bis 30 Minuten
Hauttyp 4 – der Südeuropäer /Mittelmeertyp
- bräunliche, wenig empfindliche Haut
- schnelle und tiefe Bräunung
- selten Sonnenbrand
- dunkle Augen
- dunkelbraunes oder schwarzes Haar
- Eigenschutzzeit der Haut: 30 bis 45 Minuten
Hauttyp 5 – Afrika Orient Asien
- dunkle, wenig empfindliche Haut
- selten Sonnenbrand
- dunkle Augen
- schwarzes Haar
- Eigenschutzzeit der Haut: 45 bis 60 Minuten
Hauttyp 6 – schwarze Haut
- schwarze, wenig empfindliche Haut
- sehr selten Sonnenbrand
- schwarze Augen
- schwarzes Haar
- Eingenschutzzeit der Haut: 60 bis 90 Minuten
Was bewirkt die Ultraviolett (UV)-Strahlung in der Haut?
Die Sonne sendet ihre UV-Strahlung als Strahlenspektrum in unsere Atmosphäre, durch die (noch vorhandene) Ozonschicht wird
UV-C wirksam herausgefiltert. Erreicht wird die Haut folglich vor allem von UV-B (280-315 nm) und UV-A (315-400nm), ca. 5%
der Strahlung wird reflektiert.
Die UV-B genannte Strahlung erreicht bis zur Absorption zu 87% die tiefe Epidermis und zeichnet verantwortlich für die roten
Sonnenbrände sowie für die Entstehung von hellem Hautkrebs: Basaliome, aktinischen Keratosen und Plattenepithelkarzinome. Bei der
Melanomentstehung kommt es nicht so sehr auf die chronische Exposition an wie vielmehr auf die intermittierende starke Exposition
(z.B. viele starke Sonnenbrände im Kindesalter etc.). Personen mit Immunschwäche oder Transplantationspatienten haben ein ca. 250-fach
höheres Risiko, an einem Hautkrebs zu erkranken
Die UV-A genannte Strahlung dringt noch tiefer ein und wird zu ca. 57% in der tiefen Dermis absorbiert. Diese früher als das gute UV-Licht
bzw. das bräunende UV-Licht bezeichnete Strahlung bewirkt jedoch die klassische Lichtalterung mit Falten und Fleckenbildung.
Was versteht man unter dem Sonnenkapital?
Unsere Haut kann im Laufe unseres Lebens nur eine bestimmte Menge an UV-Strahlung aufnehmen. Diese Menge an UV-Licht wird als Sonnenkapital der Haut bezeichnet. Bei 100% beginnt das Hautkrebsrisiko. Heutzutage haben aufgrund der modernen Lebensweisen und des Freizeitverhaltens bereits 20-Jährige 80% ihres Sonnenkapitals verbraucht.
Was versteht man unter Lichtalterung (Photoaging)?
Unter Lichtalterung versteht man das typische Reaktionsmuster der Haut auf UV-Strahlung über einen langen Zeitraum hinweg. Beginnend mit zunehmender Gefäßzeichnung im Gesicht-, Hals-, und Brustbereich, fleckig graubraunen Pigmentierungen und verstärkter Reliefzeichnung der Haut kommt es in weiterer Folge zu einer Umkehr der Hautstruktur: Durch die zunehmende Schädigung der kollagenen und elastischen Fasern wird eine ungerichtete Architektur in der Lederhaut induziert. Klinisch resultiert der o.g. Vorgang in einem Nachlassen der Elastizität, induziert das Ablaufen von Schutz- und Reparaturprogrammen, u.a. durch Ausbildung von Pigmenten, die die Zellkerne vor UV-Strahlung schützen und so als Sonnenschirm für die kollagenen und elastischen Fasern der Haut dienen nebst einer Verdickung der Epidermis als weitere Schutzbarriere: Alle diese im Grunde physiologischen Vorgänge lassen die Haut älter erscheinen – Photoaging.
Welche Vorsorgemaßnahmen sind empfehlenswert?
Seit vielen Jahren bemühen sich viele Organisationen um Richtlinien zur Vorsorge. Dementsprechend viele Richtlinien mit teilweise
verschiedenen Empfehlungen gibt es. Die allgemein anerkannten Eckpunkte sind jedoch fast immer im Konsens zu finden: Es wird empfohlen,
die Haut langsam an längere Sonnenbestrahlung gewöhnen und die Mittagszeit von 12 bis 15 Uhr im Schatten zu verbringen. Ca. 50 intensive
UV-Bestrahlungen pro Jahr (Sonne oder Höhensonne/Solarium) sollten nicht überschritten werden. Sonnenbrände sind möglichst zu vermeiden
und Kleinkinder daher besonders gut zu schützen. Die UV-Dosis in den ersten Lebensjahren ist ein bestimmender Faktor für Entstehung von Hauttumoren.
Der beste Sonnenschutz: Kleidung, Hut und Sonnenbrille. Unbedeckte Körperpartien sind mit Sonnenschutzmitteln einzureiben. Für empfindliche
und nicht lichtgewöhnte Haut mindestens Lichtschutzfaktor hoch bis sehr hoch - besonders für Kleinkinder.
Sonnenschutzmittel sollen sowohl im UV-A- als auch im UV-B-Bereich schützen. Sie sind mindestens 30 Minuten vor dem Sonnenbad aufzutragen.
Niemals ohne geeigneten Augenschutz direkt in die Sonne blicken!
Wer Medikamente einnimmt, sollte den behandelnden Arzt fragen: Bestimmte Arzneimittel erhöhen die Lichtempfindlichkeit der Haut oder lösen
lichtbedingte Allergien aus.
Kosmetika, Deodorants und Parfüms sollten beim Sonnenbaden möglichst nicht verwendet werden. Es besteht die Gefahr bleibender Pigmentierung.
Wie wirken Lichtschutzmittel?
Bei den aktiven Lichtschutzsubstanzen wird zwischen chemischen und physikalischen UV-Filtern unterschieden:
Physikalische Filter bestehen meist aus Deckpigmenten, die UV-Strahlung der Wellenlängen 280 –360 nm reflektieren können.
Meist zeigt sich optisch ein feiner Silberschleier durch die Verarbeitung von edlen Erden wie Betonit oder Kaolin und reflektierenden
Metallen wie Titanoxid oder Silikaten.
Chemische Filter bestehen zumeist aus aromatischen Ringen (Kampher, Zimtsäureester und Benzophenone) vom Benzol-Typ und haben die Aufgabe,
energiereiche Strahlung in energiearme Strahlung umzuwandeln die für die Haut unschädlich ist und somit deren empfindliche Strukturen zu schützen.
Verschiedenste Kombinationen von Filtersystemen erreichen eine Filterung von UV-A/B.
Zusätzlich enthalten Lichtschutzpräparate häufig Substanzen, die mit Folgereaktionen der UV-Exposition interferieren wie der Entstehung
von freien Radikalen(Radikalfänger) und Sauerstoffspezies (Antioxidantien) oder von Entzündungsmediatoren.
Was sind Lichtschutzfaktoren?
Die Wirksamkeitsbeurteilung von Lichtschutzpräparaten erfolgt in Europa beim Menschen in vivo mit der Bestimmung des Lichtschutzfaktors
(Sun Protection Factor, SPF) nach der COLIPA International Sun Protection Factor Test Method (2003). Diese Methode beruht auf der
Bestimmung der Erhöhung der minimalen Erythem-Dosis (MED) nach standardisiertem Auftragen von Lichtschutzpräparaten. Der SPF gibt
definitionsgemäß lediglich die Schutzwirkung eines Präparates gegen UV-B-Strahlung an. Für die Bestimmung der Schutzwirkung im UV-A-Bereich
existiert bisher kein weltweit anerkanntes Prüfverfahren.
Seit Februar 2005 gilt in Deutschland die neue Deutsche Industrienorm 67502, die zu einer Kennzeichnung des UV-A-Schutzes dienen soll.
Anhand dieser DIN-Methode wird der UVA-Schutz gemessen und in Relation zum UVB-Schutz gestellt („UVA/UVB-Schutzbalance“).
Dies bedeutet, daß der UVA-Schutz mit steigendem UVB-Schutz angehoben wird: Das Verhältnis von UVA- zu UVB-Schutz bleibt konstant.
Der Lichtschutzfaktor(LSF) zeigt einfach gesagt an, wie oft man die individuell gegebene Eigenschutzzeit der Haut (siehe Hauttypen oben)
überschreiten kann bis man einen Sonnenbrand bekommt.
Beispiel: Hauttyp 2, blonder Nordeuropäer mit einer Eigenschutzzeit von 10-20 min. kann mit einem Lichtschutzfaktor 30 x 10 min = 300 min
die UV Strahlung zu 96,6% Absorbieren, das bedeutet 5 Stunden in der Sonne.
Wichtig ist dabei auch die Höhe des Lichtschutzfaktors je nach Anwendungsgebiet. Während für den täglichen Langzeitgebrauch ein LSF von
15 ausreicht (UVB-Absorbtion 93,3%), sollte im Urlaub am Strand oder beim Skifahren im Hochgebirge ein höherer LSF gewählt werden.
(LSF 30 = UVB Absorption 96,6%; LSF 45 = UVB Absorption 97,7%)