Dermatochirurgie
Hyperhidrose
Was versteht man unter Hyperhidrose?
Primäre Hyperhidrose:
Welche Behandlungsmöglichkeiten der Hyperhidrose gibt es?
- Antiperspirantien
- Leitungswasser-Iontophorese
- Botulinumtoxin
- Thorakale Sympathektomie
- Operative Therapie
- Mikrowellentherapie
Was versteht man unter Hyperhidrose?
Eine über das normale Ausmaß hinaus verstärkte Schweißsekretion wird als Hyperhidrose bezeichnet. Eine Hyperhidrose kommt in zwei verschiedenen Varianten vor:
- Primäre Hyperhidrose: verstärktes Schwitzen ohne zugrundeliegende Erkrankung.
- Sekundäre Hyperhidrose: verstärktes Schwitzen bei zugrundeliegender Erkrankung. Als assoziierte Erkrankungen kommen Infektionserkrankungen, Krebserkrankungen, neurologische Erkrankungen, hormonelle Störungen und Rückenmarksverletzungen vor.
Bevor eine Therapie eingeleitet wird muss eine sekundäre Hyperhidrose ausgeschlossen werden.
Primäre Hyperhidrose
Die primäre Hyperhidrose kann den gesamten Körper betreffen, in der überwiegenden Zahl der Fällen tritt sie jedoch örtlich umschrieben auf. Meistens sind Hände und Füße, die Achseln oder der Gesichtsbereich betroffen. In der Regel setzen die Erscheinungen im frühen Erwachsenenalter ein. Auslösend wirken nicht nur höhere Umgebungstemperaturen und körperliche Aktivität, sondern vor allem auch emotionaler Stress. Immer besteht ein Missverhältnis zwischen auslösendem Reiz und dem Ausmaß der Schweißproduktion. Der Leidensdruck führt zum Meiden soziale Kontakte, auch die berufliche Entfaltung wird negativ beeinflusst. Typischerweise hört das Schwitzen der Achseln und der Hand- und Fußflächen während des Schlafes auf. Die Ausprägung der Hyperhidrose vor und nach Therapie können mit dem Jod-Stärke-Test (Minor-Test) dargestellt werden.
Abb. 1: Jod-Stärke-Test vor Therapie | Abb. 2: Jod-Stärke-Test nach Therapie |
Welche Behandlungsmöglichkeiten der Hyperhidrose gibt es?
Antiperspirantien sind Präparate für die lokale Anwendung, die Metallsalze, meist Aluminiumchlorid, enthalten. Aluminiumchlorid führt zu einem Verschluss der Schweißdrüsenausführungsgänge. Die Anwendung sollte auf trockener Haut ausschließlich abends vor dem Schlafengehen erfolgen. Die Wirkung ist bei schweren Formen der Hyperhidrose nicht immer ausreichend.
Leitungswasser-Iontophorese: Diese Methode eignet sich gut für Hände und Füße, kaum aber für die Achselhöhlen. Hände und Füße werden in zwei mit Leitungswasser gefüllte Kunststoffwannen gehalten, durch die mittels Elektroden ein schwacher Strom geleitet wird. Die Stromstärke wird individuell so geregelt, dass der Patient ein leichtes Kribbeln verspürt (Abbildung 3). Der Behandlungseffekt ist auf eine Erhöhung der Reizschwelle der Schweißdrüsensekretion zurückzuführen. Die Behandlung sollte bis zum Eintritt einer Besserung täglich für ca. 10 bis 15 Minuten durchgeführt werden. Danach reichen ein bis zwei Behandlungen pro Woche. In den meisten Fällen übernimmt die Krankenkasse die Kosten für ein Heimgerät.
Abb. 3: Leitungswasser-Iontophorese |
Botulinumtoxin blockiert die Reizübertragung auf die Schweißdrüsen und verhindert so das Schwitzen. Botulinumtoxin wird direkt in die oberen Hautschichten eingespritzt. Die Botulinumtoxin-Injektionen in die Achselhaut sind kaum schmerzhaft und gut tolerabel. Auf Grund der Schmerzhaftigkeit im Bereich der Hände und Füße ist dort eine Leitungsanästhesie notwendig. Die Wirkung setzt nach wenigen Tagen ein und bleibt bis zu ½ Jahr erhalten. Botulinumtoxin Behandlungen werden von den meisten niedergelassenen Fachärzten für Dermatologie durchgeführt. Die Botulinumtoxin-Behandlung bei Hyperhidrose erfolgt mit geringen, für den Körper völlig unschädlichen Dosen.
Thorakale Sympathektomie: Bei besonders schweren Formen der Hyperhidrose der Handflächen werden endoskopisch die Schweißdrüsen versorgenden Nervenfasern nach ihrem Austritt aus dem Rückenmark durchtrennt oder abgeklemmt. Dieser Eingriff sollte an einem chirurgischen Zentrum mit entsprechender Erfahrung durchgeführt werden. Sehr selten kann es in der Folge zu verstärktem Schwitzen in anderen Körperregionen kommen.
Operative Therapie bei axillärem Schwitzen: Bei
der Schweißdrüsenexzision werden große Teile der Schweißdrüsen tragenden Haut, das entspricht in der Regel der behaarten Haut in der Achsel, operativ entfernt. Der Eingriff erfolgt in örtlicher Betäubung, führt zu einer dauerhaften Schweißreduktion,
hinterlässt aber eine meist diskrete Narbe im Bereich der Achselhöhle
(Abbildung 4 und 5).
Mancherorts wird auch eine Schweißdrüsenkürettage bzw. eine Schweißdrüsenabsaugung durchgeführt
(Abbildung 6 und 7). Die Langzeitwirksamkeit dieser Methode wird aber kontroversiell diskutiert.
Die operative Therapie der axillären Hyperhidrose erfolgt an den dermatologischen Abteilungen der Universitätskliniken
Wien, Salzburg, Graz, der dermatologischen Abteilung des Landesklinikums Wiener Neustadt und dem Klinikum Wels.
Abb. 4: Operative Entfernung | Abb. 5: Wundverschluss |
Abb. 6: Kürette | Abb. 7: Kürettage |
Mikrowellentherapie: Die Mikrowellentherapie gegen übermäßigen Achselschweiß wurde entwickelt, um mit Hilfe einer genau
kontrollierten Abgabe von Energie sicher und effektiv das Schwitzen im Achselbereich zu reduzieren.
Im Regelfall tritt sofort nach einer Behandlung eine Reduzierung des Achselschweißes auf.
Manchmal sind auch zwei Behandlungen erforderlich, um die Ergebnisse zu maximieren.
Es beschreiben ca. 70% der Patienten eine deutliche Verringerung ihres Achselschweißes.
Damit einhergehend zeigt sich auch eine deutliche Reduktion der Haarfollikel. Fast alle Patienten erreichen eine Reduktion.
Wie bei jedem anderen medizinischen Verfahren können die Ergebnisse von Patient zu Patient variieren.
Eine große Schweißreduktion ist möglicherweise nicht in jedem Einzelfall erreichbar.